Grundsätzliches zur Bildbearbeitung

Wie, du bearbeitest deine Fotos? Also sind deine Fotos manipuliert und zeigen nicht die Wahrheit!

Grundsätzliches zur Bildbearbeitung

Wie, du bearbeitest deine Fotos? Also sind deine Fotos manipuliert und zeigen nicht die Wahrheit!

Solche Bedenken hört man immer wieder, wenn man das Thema Bildbearbeitung erwähnt. Dabei vergessen die meisten, dass ihre eigenen Fotos, die sie mit dem Smartphone gemacht haben, durch Bildbearbeitung entstanden sind. Ja, du hörst richtig. Denn das, was du auf dem Display siehst hat vorher einen Prozess der Bildbearbeitung durchlaufen, nämlich den, den die Programmierer per Algorithmus festgelegt haben.

Der Kamerasensor erfasst ein Bild, was zunächst kaum etwas mit dem zu tun hat, was du gesehen hast. Auch bei teuren System- und Spiegelreflexkameras durchlaufen die Daten des Kamerasensors eine Bearbeitung, die jeder Kamerahersteller für sein System erstellt hat. Nicht umsonst gibt es verschiedene Kameraprofile (Neutral, Standard, Landschaft etc. ), die man bereits in der Kamera einstellen kann. So wird nach den Vorstellungen der Kamerahersteller das Foto bereits in der Kamera entwickelt, bevor du es siehst.

Je nachdem wie die Programmierer der Kamerahersteller Farben und Kontrastunterschiede interpretieren, spiegeln sie sich im Foto wieder. Vergleicht man ein und dasselbe Motiv, welches man mit unterschiedlichen Kameras gemacht hat, dann fallen einem die, wenn auch kleinen, Unterschiede sofort auf.

Nun gut, aber warum bearbeitet man dann noch zusätzlich die Fotos?

  1. Häufig entsprechen die Fotos auf dem Display nicht dem, was man selber gesehen hat. Die Kamera ist mit den Lichtsituationen vor Ort überfordert und kann sie nicht darstellen. An unser Auge kommt bisher noch keine Kamera heran!
  2. Fehlbelichtungen: Bei schnellen, wechselnden Situationen, wie sie in der Tierfotografie vorkommen, können vermehrt Fehlbelichtungen entstehen oder die Helligkeitsunterschiede vor Ort sind so gravierend, dass man sich für einen Mittelweg entscheiden muss. Hier kann erst durch eine Nachbearbeitung das Foto optimiert werden.
  3. Der automatische Weißabgleich in der Kamera liefert einen deutlichen Farbstich. Das Foto erscheint entweder viel zu bläulich oder auch gelblich, um nur zwei gravierende Probleme aufzuzeigen.
  4. Ein leichter Fehlfokus, wie er in der Tierfotografie durchaus häufiger vorkommen kann, lässt sich bis zu einem gewissen Grad in der Nachbearbeitung soweit optimieren, dass er kaum noch auffällt oder ein seltenes Motiv dadurch noch akzeptabel erscheint.

In modernen Kameras lassen sich 2 Ausgabeformate einstellen.
  • jpg-Format 
  • Raw-Format
Das häufige und überall anwendbare und lesbare Speicherformat ist das jpg-Format. Hier werden die enormen Datenmengen hochauflösender Kamerasensoren auf ein kleineres Maß komprimiert, so dass sie deutlich weniger Speicherplatz belegen. Gleichzeitig wird die kamerainterne Bearbeitung (Belichtung, Farbgebung, Kontrast etc) im  jpg gespeichert. Diese Fotos können im Nachhinein in einem begrenzten Rahmen bearbeitet werden.

Das Raw-Format enthält fast die reinen Rohdaten des Kamerasensors und würde auf dem Display blass, kontrastarm und wenig ansehnlich erscheinen. Deshalb zeigt das Kameradisplay immer eine komprimierte jpg-Version des Bildes, mit den Einstellungen für das jpg-Format. Wir beurteilen also immer das jpg-Foto, nie das eigentliche RAW-Bild. Bei der RAW-Entwicklung z.B. in Lightroom wird dieses jpg-Kameraprofil oder eines von Adobe für die Anzeige auf dem Monitor verwendet. Generell gilt: für die Bearbeitung eines RAW-Bildes wird immer ein RAW-Konverter wie Lightroom, Photoshop Camera Raw, Capture one, Luminar etc. benötigt. 

Der Speicherbedarf der RAW-Dateien ist um etliche MB höher und dieses Format ist für eine Nachbearbeitung bestens geeignet, weil es viel mehr Potenzial beinhaltet als das jpg-Format. Alle Einstellungen und Entscheidungen liegen jetzt fast (siehe Mein Workflow ...) ganz beim Fotografen.

All das kostet natürlich mehr Zeit, aber bei entsprechenden Fähigkeiten erhält man ein Foto, welches mehr Details aufweist und der natürlichen, realen Situation vor Ort häufig näher kommt, als es das reine Kamerabild wiedergibt. Außerdem entscheide ich bei der Ausgabe wie groß und komprimiert mein Foto wird.

Beachte: Stimmungen, wie sie der Fotograf bei der Aufnahme erfahren hat, können in einem Foto häufig erst durch die Nachbearbeitung in einem kreativen Prozess sichtbar gemacht werden. Dies sollte man bei der Betrachtung, vor allem von Landschaftsaufnahmen, berücksichtigen.

Letztlich soll jedoch nicht verschwiegen werden, dass für viele, gut belichtete Fotos eine Nachbearbeitung nicht mehr unbedingt nötig ist und man das jgp-Bild eigentlich so übernehmen kann. Deshalb stellen viele Fotografen in der Kamera beide Speicherformate ein und entscheiden anschließend, ob eine Nachbearbeitung nötig und sinnvoll ist (dann nehmen sie das RAW-Foto) oder nicht (dann haben sie ja das jpg-Format). Letztendlich muss jeder für sich entscheiden, was für ihn das Beste ist!


Ich habe mich allein für das RAW-Format entschieden, da es die größten Entwicklungsspielräume bietet und ich das Beste aus meinen Bildern herausholen möchte.

Bildbearbeitung_quadrat